10 müde dreinschauende, aber erwartungsvolle Gestalten finden sich am ersten Dienstag im Mai morgens in der Frühe auf dem Busparkplatz am Gymnasium Laurentianum ein. Es handelt sich um die TeilnehmerInnen des Projektes „MINTLAB auf Schlössern – in kastelen“, an dem das Gymnasium Laurentianum unter Begleitung von Biologie- und Niederländischlehrerin Martina Beuting in diesem Jahr zum 2. Mal teilnimmt.
Mint-Lab auf Schlössern – in kastelen
„MINTLAB auf Schlössern – in kastelen“ ist der Name des von der Stiftung Jugend und Schlösser ins Leben gerufenen Projektes, bei dem deutsche und niederländische SchülerInnen gemeinsam an vorwiegend naturwissenschaftlichen Themen arbeiten. Das Ganze natürlich (wie der Projektname schon besagt) vor der Kulisse eines der vielen Schlösser und Burgen auf niederländischer und deutscher Seite.
Die Andreas-Mohn-Stiftung in Bielefeld als Leadpartner, Regio Achterhoek in Doetinchem, die Stiftung Jugend und Schlösser, erkrath initial NEAnderLab gGmbH, Team Nijhuis Digital Marketing Experts aus Borne und viele andere unterstützen dieses Projekt, das drei verschiedene Schwerpunkte vereint.
Den ersten Schwerpunkt bildet der binationale Austausch zwischen deutschen und niederländischen SchülerInnen. Die 10 TeilnehmerInnen der Jahrgangsstufe 10 des Laurentianums trafen am Dienstag in Ulft (Niederlande) auf ihre niederländischen PartnerInnen des Bonhoeffer College in Enschede, die sie bereits im Rahmen des ersten Projekttages zu Jahresbeginn in Raesfeld kennen gelernt hatten. Die Wiedersehensfreude war auf beiden Seiten sehr groß und schnell wurden die wichtigsten Neuigkeiten ausgetauscht. In binationalen Paarungen wurde ein Kooperationsspiel und eine Ralley zur Erforschung des Lernortes absolviert.
Dieser Lernort bildet den zweiten Schwerpunkt des Projektes „MINTLAB auf Schlössern – in kastelen“. Bei den Lernorten handelt es sich um alte Kulturdenkmale, wie das Schloss Raesfeld (Hinbesuch), oder Industriedenkmale, wie die ehemalige Eisengießerei „DRU“ (Diepenbrock en Reigers te Ulft) in Ulft (Rückbesuch). Das heutige Kulturzentrum DRU steht symbolisch für die Eisenindustrie in der Region Achterhoek (Provinz Gelderland), die sich dort seit dem späten 17. Jahrhundert etabliert hatte. Die Eisengießerei wurde im 18. Jahrhundert von den Familien Diepenbrock und Reigers, die im benachbarten Bocholt ansässig waren, gegründet und erlebte ihre Blütezeit im 19. Jahrhundert. Mit Untergang der Eisenindustrie gegen Ende des 20 Jahrhunderts wurde das Industriegelände umgewidmet und zu einem Kulturzentrum mit Konzertsälen und Gastronomie ausgebaut.
Dort, wo früher große Dampfmaschinen ihr Werk verrichteten, konnten die Schüler aus Warendorf und Enschede untersuchen, wie im 21. Jahrhundert Energie gewonnen werden könnte. Das wachsende Bewusstsein über die Endlichkeit der Ressourcen bzw. der fossilen Brennstoffe sowie der Gedanke der Nachhaltigkeit führt zu einem Umdenken in der Energiegewinnung und der Suche nach alternativen und nachhaltigen Formen der Energiegewinnung. Bei wunderschönem Wetter konnten die Schüler einige Beispiele von alternativen Energiegewinnungsformen praktisch kennenlernen. Beispielsweise bauten sie selbst eine sogenannte Grätzel-Zelle mit Hilfe derer Lichtenergie in elektrische Energie umgewandelt werden kann. Der größte Unterschied zu gewöhnlichen Solarzellen ist die Verwendung von organischen Farbstoffen zur Energiegewinnung und die damit einhergehende geringere Umweltbelastung.
Die DRU bildete eine eindrucksvolle Kulisse für den dritten Schwerpunkt des Projektes nämlich die Auseinandersetzung mit wissenschaftlichen Themen und Arbeitsweisen. Nachdem im Januar die Physik mit Experimenten zu Flug und Fliegen zentral stand, ging es dieses Mal um lebensmittelchemische Experimente zu dem Getränk Cola. Es wurde beispielsweise der pH-Wert (3,1) und Zuckergehalt (108g/l) des Getränkes ermittelt oder Cola mithilfe von Aktivkohle entfärbt.
Gegen Nachmittag kehrten die SchülerInnen mit ebenso müden Augen wie zu Tagesbeginn nach Warendorf zurück. Es war ein langer, aber spannender Tag voller Eindrücke und Erfahrungen, den alle wohl noch lange in Erinnerung behalten werden.