Laurentianer erinnern an die Pogromnacht vor 87 Jahren

In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 brannten die Synagogen. Der 9. November ist der Tag, an dem organisierte Schlägertrupps jüdische Geschäfte, Gotteshäuser und weitere Einrichtungen in Brand setzten. Tausende Jüdinnen und Juden wurden misshandelt, verhaftet oder ermordet. Damit wurde offenkundig, dass Antisemitismus und Rassismus bis hin zur Tötung nicht nur geduldet wurden, sondern staatlich organisiert und angeheizt wurde. Diese Nacht steht sinnbildlich für den Anfang des systematischen Völkermords.

An den Stolpersteinen niedergelegte Rosen erinnern an die Opfer

Die Schülervertretung des Laurentianum organisierte Stolpersteinrundgang

Zum Gedenken an die Pogromnacht führten Mitglieder der Schülervertretung des Gymnasium Laurentianum mit Unterstützung des Lehrers Lars Boesenberg am Freitag, dem 7.11., einen Stolpersteinrundgang durch Warendorf mit den Klassen der Jahrgangsstufe 10 durch.

An Orten, an denen in der Pogromnacht Gewalt gegen jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger begangen wurde, berichteten Schülerinnen und Schüler der Q2 von den Ereignissen. Sie skizzierten zudem das Leben der Opfer vor dem einschneidenden Datum und ihr weiteres Schicksal danach.

Dass die Pogrome kein abstraktes Ereignis waren, das „irgendwo“ stattgefunden hat, sondern „genau hier“ rüttelte auf und regte zum Nachdenken an. Eine Schülerin betonte, dass sie nun „mit anderen Augen durch Warendorf“ gehe. Nachdenklich machte, dass die Täter oftmals als Nachbarn ihre Opfer kannten, und sie dies nicht von ihren Gewalttaten abhielt. Zum Gedenken legten sie Schüler Rosen nieder und zeigten ihren Respekt, indem sie die Stolpersteine putzten und innehielten.

Offizielle Gedenkveranstaltung der Stadt Warendorf

Laurentianer:innen berichten über das Schicksal der Familie Anspacher

Am 10.11. fand die offizielle Gedenkveranstaltung der Stadt Warendorf zur Erinnerung an die Reichspogromnacht statt, an der alle weiterführenden Schulen der Stadt beteiligt waren.

An vier Stationen erläuterten jeweils zwei Schülerinnen oder Schüler in kurzen Referaten die historische Bedeutung des jeweiligen Ortes.

Die Vertreter:innen des Laurentianum informierten an den Stolpersteinen der Familie Anspacher, Lange Kesselstraße 21, über deren Schicksal: Julius und Erna Anspacher (geborene Hertz) sowie deren Söhne Joseph Nathan und Rudolf und Schwiegermutter Johanna Hertz (geborene Stern), konnten Ende 1938 nach Uruguay fliehen.

Rede des Bürgermeisters Peter Horstmann am Neuen Jüdischen Friedhof

Zum Abschluss erinnerte Bürgermeister Peter Horstmann auf dem Jüdischen Friedhof in einer Rede an die Ereignisse des Jahres 1938 und dankte den Warendorfer Schulen für ihr Engagement: „Die Schulen unserer Stadt haben heute Vormittag einen wichtigen Beitrag zu dieser Gedenkkultur geleistet – lebendig, anschaulich und nachwirkend. Solche Momente sorgen dafür, dass Erinnerung weitergetragen wird. Aus Geschichte und persönlichen Geschichten wird Verantwortung.“

Die Gedenkveranstaltung endete mit der Niederlegung einer Gedenkschale und einer Schweigeminute.