Studienfahrt des Leistungskurses Sozialwissenschaften nach Brüssel

Als sich dem Leistungskurs SW die Frage stellte, wohin denn die Studienfahrt gehen soll, sprach sich der Kurs mit großer Mehrheit für Brüssel aus – nicht, weil es die Hauptstadt Belgiens ist, sondern vor allem, weil dort die meisten wichtigen Institutionen der Europäischen Union beheimatet sind und die besagte EU ein zentrales Thema im Fach Sozialwissenschaften ist.

Überzeugend wirkte dieses Ziel auch, weil es mittels Zug innerhalb von viereinhalb Stunden ab Münster erreichbar ist und so bei gutem Wetter keine stundenlange Busfahrt auf uns wartete.

Bereits am späten Vormittag erreichte der Kurs den Zielbahnhof in Brüssel Süd und erfuhr auf dem kurzen Weg zum Hotel gleich etwas über soziale Probleme im Stadtteil rund um den Bahnhof.

Thematisch lag der Schwerpunkt – verständlicherweise – auf der Europäischen Union. Ein Vortrag zur Arbeits- und Funktionsweise der Europäischen Kommission im Kommissionsgebäude endete mit dem Appell der Mitarbeiterin der Kommission, man solle bei geäußerter Kritik an der EU immer kritisch hinterfragen, was hinter der Kritik stehe – intergouvernemental (also zwischenstaatlich) getroffene Entscheidungen, die von den Bürger*innen kritisiert werden, würden, so die Kommissionsmitarbeiterin, zu oft als Entscheidungen „von denen in Brüssel“ dargestellt, obwohl alle Regierungen an der Entscheidungsfindung beteiligt werden.

Den Gang der Entscheidungsfindung – oder vielmehr der Gesetzgebung – konnten die Schüler*innen dann auch noch direkt erproben. In einem Rollenspiel im Besucherzentrum des Europäischen Parlaments nahmen die Schüler*innen die Rolle von Abgeordneten des EU-Parlaments ein und mussten sich in Fraktionen, Ausschüssen und dem Plenum mit zwei Vorlagen der EU-Kommission zu einer neuen Wasserrichtlinie und der Implantierung von Microchips zur Ortung von Personen in Notfällen auseinandersetzen – nicht einfach, wie die Schüler*innen erkennen mussten, zumal als weiterer Mitwirkender der Rat der Europäischen Union beteiligt werden musste und eigene, nationalstaatlich beeinflusste Interessen vertrat. Nach dem intensiven Rollenspiel waren sich alle Schüler*innen einig: Der Job eines EU-Parlamentariers ist anstrengend, wenn man seinen Job ernst nimmt.

Doch nicht nur die hohe Politik stand auf dem Plan der Studienfahrt. Auch landestypische Lebensmittel wie Waffeln oder Schokolade wurden verköstigt. Glücklich waren nach dem fordernden Erlebnis im Europäischen Parlament alldiejenigen, die beim Besuch in einer Manufaktur für Schokoladenprodukte am Tag zuvor nicht nur die Informationen zur Schokoladenherstellung aufgenommen haben, sondern nach anschließender Verkostung auch noch Vorräte oder Mitbringsel gekauft haben – diesen Energieträger konnte man nach dem anstrengenden Tag dann auch gut gebrauchen.

Einen gelungenen inhaltlichen Abschluss fand die Studienfahrt dann abends im königlichen Schlosspark, wo bei einem gemeinsamen Besuch eines Biergartens die Studienfahrt ausgewertet wurde. Das Ergebnis: Brüssel ist eine Studienfahrt auf jeden Fall wert!