LAU – Weltreise | Russland – Kamtschatka

Betrachtet man die Karte von Russland, findet man ganz im Osten der Russischen Föderation den Föderationskreis „Ferner Osten“. Kamtschatka ist eine 1200 km lange Halbinsel im Südosten dieses Föderationskreises, also der am weitesten östlich liegende Zipfel des Riesenreichs Russlands. Umgeben ist die Halbinsel vom Pazifik und seinen Randmeeren, der Beringsee und dem Ochotskischen Meer.

Seit 1996 steht die Vulkanregion Kamtschatkas auf der UNESCO-Weltnaturerbe-Liste.

Bereisen konnte man die Insel lange nicht, durch ihre strategisch günstige Lage war sie nämlich militärisches Sperrgebiet. Dies wurde 1990 geändert und Tourismus auf der Halbinsel erlaubt. Doch die Zahl der Urlauber ist aus verschiedenen Gründen gering: Die meisten Gebiete sind so unberührt, dass ihre Bewohner sagen, „in Kamtschatka gibt es keine Straßen, nur Richtungen“.

Das bedeutet, dass ein häufiges Verkehrsmittel der Hubschrauber ist. Ohne Hubschrauber wären die meisten Dörfer von der Außenwelt abgeschnitten. Selbst Rentiere werden mit Hubschraubern transportiert. Reisende könnten ohne Hubschrauber nicht zu den Punkten gelangen, die sie gerne besuchen möchten. Dies macht eine Urlaubsreise nach Kamtschatka sehr, sehr teuer.

Auch wenn das raue Land  von überwältigender Schönheit ist, muss sich jeder bewusst machen, dass eine Reise in das Land einen riesigen ökologischen Fußabdruck hinterlässt. Zuerst kommt die 10000 km lange Anreise und dann die Fortbewegung im Land mittels Hubschrauber.

Der ökologische Fußabdruck zeigt, ob ein Mensch umweltbewusst und nachhaltig lebt oder die Reserven der Erde zu sehr beansprucht.

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Nur etwa 27 Kilometer von der Hauptstadt Kamtschatkas entfernt, befindet sich der aktive Awatschinskaja Sopka. Er liegt auf dem Vulkangürtel Pazifischer Feuerring und kann bei einem Ausbruch für die knapp 180.000 Einwohner von Petropawlowsk-Kamtschatski gefährlich werden. Von der Stadt aus hat man auch den Blick auf den aktiven Korjakskaja Vulkan, der zum Greifen nahe erscheint. 2008 spuckte der Vulkan große Aschewolken aus, die auch ein Jahr später noch aus dem Krater strömten.

Kamtschatka ist das Land der Vulkane

Kamtschatka ist ein unvergleichliches, riesiges Naturparadies. 180 Vulkane haben Kamtschatka den Beinamen „Land der Vulkane“ verliehen. Etwa 30 von ihnen sind heute noch aktiv und brechen mehr oder weniger regelmäßig aus.

Hinzu kommen unzählige Geysire, die mit ihren Eruptionen eindrucksvoll zeigen, dass es unter der Erdoberfläche brodelt. Die stetige Verschiebung der Kontinentalplatten bewirkt, dass sich die Halbinsel stetig verändert, neue Vulkane entstehen und Erdbeben das Land erschüttern.

Der schon erwähnte aktive Vulkan Kljutschewskaja Sopka ist 4.750 Metern hoch. Er ist der größte Vulkan Europas und Asiens und kann von erfahreneren Bergsteigern bestiegen werden. Wanderungen durch den Naturpark Kljutschewskaja gehören zu den beliebtesten Aktivitäten der Region. Nur wenige Kilometer sind weitere Vulkane, z. B. der Tolbatschik, der aus zwei Vulkangipfeln besteht.

Das Mineral „Kamchatkit“

1987/88 wurde in einem der beiden Krater des Vulkans Tolbatschik ein bis dahin unbekanntes Mineral gefunden und nach der Insel benannt: Kamchatkit. Außer an diesem ersten Fundort (Typlokalität), wurde es auf der ganzen Welt nur noch ein weiteres Mal im US-Bundesstaat Nevada in einer Grube gefunden, in der Nickel abgebaut wurde.

Mitglieder der Volksgruppe Itelmenen beim Tanz

Die Halbinsel Kamtschatka hat eine Fläche von 464.275 Quadratkilometern.

Insgesamt hat Kamtschatka 330.000 Einwohner, davon leben 280.000 in der Hauptstadt Petropawlowsk-Kamtschatski.

Russisch und Korjakisch

(Korjakisch ist eine Sprache, die von 3.000 Korjaken gesprochen wird. Die Sprache ist ein naher Verwandter des Tschuktschischen. Sie hat einen großen Reichtum an Dialekten, die in einigen Fällen nicht gegenseitig verständlich sind.)

Die russische Sprache wird immer dominanter, da seit über 300 Jahren russenauf Kamtschatka leben. Die eingeborenen Völker passen sie sich immer mehr an, heiraten Russen und sprechen auch untereinander Russisch. Unter Stalin wurden die Sprachen zudem auch unterdrückt. Nach dem Ende der Sowjetunion gab es eine Rückbesinnung auf die eigene Kultur. Es entstanden Schulen, in denen die alten Sprachen wieder unterrichtet wurden. Die EU hat in den 1990er Jahren Lehrbücher für diese Sprachen herausgegeben. Doch junge Itelmenen oder Korjaken lernen heute aus beruflichen Gründen meist lieber Englisch oder Deutsch als ihre eigene Ursprungssprache.

Hauptstadt ist Petropawlowsk-Kamtschatski

Der Kljutschewskaja Sopka (4.750 Meter) ist als höchster Berg der Halbinsel Kamtschatka bekannt. doch nicht nur das: Der Kljutschewskaja Sopka mit seiner perfekten Kegelform ist der aktivste Vulkan auf dem Kontinent.

Der längste Fluss hat den gleichen Namen wie die Halbinsel: Kamtschatka.

Er ist 758 km lang, entspringt im Süden des Sredinny-Höhenrückens und fließt von dort aus erst in nordnordöstlicher Richtung, wendet dann scharf nach Osten. Der Fluss ist im Unterlauf auch für Hochseeschiffe schiffbar. Er mündet bei Ust-Kamtschatsk in den Pazifischen Ozean.

Offizielles Zahlungsmittel ist wie in ganz Russland der Rubel  (Währungssymbol ₽), unterteilt in 100 Kopeken.

1 Euro entspricht zurzeit etwa 80 Rubel.

Das Krnozki-Naturreservat

Auch hier gibt es Geysire, die explosive Wasserfontänen in die Luft schießen. Nach 2 Erdrutschen sind noch 50 der 90 Geysire erhalten geblieben. Doch dieser faszinierende Anblick ist nur wenigen vergönnt. Nicht nur, dass man das Tal nicht mit dem Auto erreichen kann und der Hubschrauberflug sehr teuer ist,  auch wird die Zahl der Besucher stark eingeschränkt. Nur wenige erhalten die Genehmigung das Biosphärenreservat zu betreten.

Im Kronozki-Naturreservat sind besonders viele der berühmtesten Einwohner der Halbinsel, die Braunbären, zu Hause. Sie profitieren vom Vorkommen aller 5 Lachsarten auf der Insel und von der höchsten Dichte an Lachsen weltweit.

Die Bevölkerung

Kamtschatka ist nur sehr dünn besiedelt. Die Hauptstadt von Kamtschatka ist die Küstenstadt Petropawlowsk-Kamtschatski. Sie liegt in der Awatscha-Bucht. Hier leben 180.000 der insgesamt 313.000 Einwohner. Neben der Hauptstadt lebt die Mehrheit der Bevölkerung in den Städten Elizovo, Vilyuchinsk und den Tälern der Flüsse Awatscha und Kamtschatka. Auch gibt es noch Nomaden, die mit ihren Rentieren umherziehen.

Durchschnittlich leben auf der Halbinsel 0,7 Einwohner pro Quadratkilometer. Zum Vergleich: in Gesamtrussland sind es ca. 9, in Deutschland sind es 233 Menschen auf einem Quadratkilometer, in einer großen Stadt wie Berlin sogar 4100 je Quadratkilometer. In der Stadt Petropawlosk-Kamschatski leben 450 Einwohner pro Quadratkilometer, im restlichen Land sind es 0,3 je Quadratkilometer.

2019 wurden 3.308 Kinder geboren, das sind 3,2 Prozent weniger als im Vorjahr.

Das Wappen

Das Wappen von Kamtschatka zeigt drei aktive Vulkane vor der aufgehenden Sonne. Die Farbe blau symbolisiert den Ozean. Vulkane sind das Markenzeichen von Kamtschatka. Aufgehende Sonne und Ozean zeigen die geografische Lage der Region an. Das nationale Ornament mit dem die Sonne umrandet ist, spiegelt Volkskunst und Geschichte wider.

Itelmenen beim Tanz

Das Bild zeigt Itelmenen beim Tanz

Die Bevölkerung in Kamtschatka ist gemischt. Die große Mehrheit gehört zu slawischen Volksgruppen, das sind Russen (86 %), Ukrainer (3,9 %) und Weißrussen (0,6 %).

Dann gibt es einige sibirische Völker, die Korjaken (2,1 %), die Itelmenen (0,74 %), die Ewenen (0,58 %), die Kamtschadalen (0,48 %) und die Tschuktschen (0,46 %).

Außerdem leben noch Koreaner, Tataren, Mordwinen und andere Zuwanderer aus ehemaligen Sowjetrepubliken (Armenier, Aserbaidschaner, Usbeken) auf Kamtschatka.

Lebensstandard

In der Region Kamtschatka liegen die Einkommen leicht höher als im gesamtrussischen Durchschnitt bei 79.146,9 Rubel (988 Euro). Das Existenzminimum liegt in der Region Kamtschatka bei 20.499 Rubel (256 Euro). 15 % liegen mit ihrem Einkommen darunter.

Die Stadt Esso

Mit seinen verfallenen Holzhäuschen würde die Stadt Esso nicht unbedingt einen Schönheitswettbewerb der russischen Dörfer gewinnen. Dabei ist Esso ein sehr ungewöhnliches Dorf. Das Dorf steht auf einem unterirdischen heißen See. Dies machen sich die Einwohner zunutze. Selbst bei schlimmsten Frösten werden sie zuverlässig mit warmem Wasser versorgt.

Die Nächte in den Wintermonaten sind lang, tagsüber ist es nur wenige Stunden hell. Viel Zeit also, um sich des Nachts sagenumwobene Geschichten zu erzählen, wie z. B. die der Vorfahren der Ewenen, die vor 150 Jahren nach Esso kamen und zur Hälfte von Bären abstammen sollen.

Dorf in Kamtschatka

Klima auf Kamtschatka

Das Klima auf Kamtschatka ist rauh und es kann sehr kalt werden. Kamtschatka liegt in der kaltgemäßigten Klimazone. Es gibt kalte und lange Winter sowie kurze, aber schwülheiße Sommer. In den Wintermonaten von November bis März bleibt es fast immer unter 0 °C, nachts kann es bis -40 °C kalt werden. Im Sommer steigt das Thermometer tagsüber auch mal auf 25 °C an, nachts wird es auch im Sommer kalt. Die durchschnittliche Januartemperatur beträgt -15,5 °C, die durchschnittliche Julitemperatur 13,2 °C.

Im Norden der Halbinsel herrscht Permafrost, d. h. die Böden sind stets gefroren. Durch 1000 mm Niederschlag pro Jahr sind 400 Gletscher entstanden. Allerdings ist auch hier der Klimawandel eine Bedrohung. An vielen Stellen beginnt der Permafrostboden zu tauen, die Gletscher schmelzen ab. Das Tauen des Festlandeises hat die Erhöhung der Meeresspiegel zur Folge.

So lange es richtig kalt ist, gehen die meisten Einheimischen gerne in die Sauna. Aber es gibt auch Menschen, die trotz der Kälte lieber surfen gehen. Surfen, egal bei welchen Temperaturen, ist in Mode gekommen.

Vulkan Avacha

Bären und Lachse am Kurilensee

In kaum einer Region der Erde leben so viele Bären wie auf Russlands Halbinsel, nämlich 16000 Exemplare. Reservate wie Kronozki und die Region rund um den Kurilensee an der Südspitze der Halbinsel bieten den Tieren dank der vielen Lachse und ungestörten Weiten optimale Lebensbedingungen. Der mit 316 Metern zweittiefste See Russlands liegt in einer riesigen Caldera, die vor rund 8400 Jahren bei einem gewaltigen Vulkanausbruch der Stärke 7 entstanden ist. Dabei wurde 140 – 170 Kubikkilometer Tephra (Schlacke) ausgestoßen. Wenn man an den Ufern des Sees steht, kann man sich das Ausmaß der damaligen Katastrophe angesichts des friedlich wirkenden Sees nicht mehr vorstellen.

Die Küste Kamtschatkas

An den Küsten leben die bis zu drei Meter großen Stellerschen Seelöwen in riesigen Kolonien. Das Meer ist hier sehr fischreich, so dass die Seelöwen hier gut ihre Jungen ernähren können. Gefürchtet als Fressfeind und als Nahrungskonkurrent sind nur die Schwertwale, die ebenfalls in Küstennähe kommen.

Ohne Hubschrauber wären Dörfer wie Osernowski von der Außenwelt abgeschnitten. Der Ort ist als Hauptstadt der Fischerei bekannt, obwohl dort gerade mal 1.800 Menschen leben. Die meisten arbeiten als Seeleute, Filetierer oder Fischzähler. Nach mageren Jahren ist Osernowski zur Mustersiedlung geworden und dient als Beweis, dass die kleinen Küstendörfer trotz aller Widrigkeiten eine Zukunft haben.

Nationaltänze der Korjaken

Vulkan im Herbst

Landschaft im Sommer

Hubschrauber und Allrad-Fahrzeuge sind die einzigen möglichen Fortbewegungsmittel, im werden Jetskis benutzt.

Im Winter gelangt man mit Jetskies an die Krater der aktiven Vulkane.

Rentiere sind die Lebensgrundlage der Menschen, die noch als Nomaden leben.

Bären bei der Flussüberquerung