Berlin-Projekt: Jubiläumsfahrt mit coronabedingter Verspätung 

Die Jahrgangsstufe Q1 mit Ihren Lehrerinnen und Lehrern vor dem Brandenburger Tor

Seit dem Jahr 2001 findet jährlich das intensive fächerverbindende gesellschaftswissenschaftliche „Berlin-Projekt“ am Gymnasium Laurentianum statt, das weit über die üblichen Studienfahrten hinausgehende Einblicke in historische und gesellschaftliche Aspekte bietet. Fünf Tage lang erkundet die gesamte Jahrgangsstufe EF in einem umfangreichen Wahlprogramm vielfältige Themen.  

Nachdem das Berlin-Projekt 2020 aufgrund der Corona-Pandemie ausfallen musste, fand nun die 20. Fahrt im September 2021 statt. Und auch dieser Termin musste zuvor dreimal neu geplant werden, weil auch im Jahr 2021 immer wieder durch pandemiebedingte Einschränkungen Verschiebungen notwendig wurden. So fand die diesjährige Fahrt erst nach den Sommerferien mit der dann bereits in die Q1 gewechselten Jahrgangsstufe statt. 

Auf dem Kreuzberg
Unterwegs in Berlin
An der East Side Gallery – Streetart auf der Berliner Mauer

Tiefe Einblicke in die Verwerfungen deutscher Geschichte boten Zeitzeugenseminare im Stasi-Untersuchungsgefängnis Hohenschönhausen, die den Schülern die Unmenschlichkeit eines diktatorischen Regimes und die perfiden Foltermethoden vor Augen führten und emotionale Reaktionen auslösten. Auch die Erkundung der Hauptstadt in geführten Kleingruppen auf dem Fahrrad stieß dieses Thema an, weil die Berliner Mauer und das durch sie ausgelöste Leid an unterschiedlichen Orten zum Thema gemacht wurde. Auch der Alltag in der DDR und die wilde Zeit Anfang der 1990er Jahre waren Thema von Kiezrundgängen sowie der Ausstellung „Alltag in der DDR“ im Prenzlauer Berg.  

In themenspezifischen Wahlprogrammen haben sich die Schüler mit unterschiedlichen Aspekten des Nationalsozialismus in Berlin befasst. So ging es um die „Euthanasie“-Morde, die in der Tiergartenstraße 4, dem Ort von deren Planung und zugleich Anlass für den Tarnnamen „T4“, erschlossen wurden. Eine andere Gruppe befasste sich mit dem Gedenken an die Verbrechen in der Holocaust-Gedenkstätte, eine weitere Gruppe mit den Schrecken des Bombenkriegs in einem ehemaligen Luftschutzbunker.  

Den über übliche Studienfahrten hinausgehenden Einblick lieferten darüber hinaus die fachspezifischen Wahlprogramme. So besuchte eine Gruppe die sozialpädagogischen Angebote der „Arche“ für benachteiligte Kinder in Hellersdorf, eine andere Gruppe erkundete Berlin mit einem Geflüchteten, der „sein Berlin“ schilderte, eine weitere Gruppe untersuchte die Gentrifizierung im Prenzlauer Berg und deren soziostrukturelle Folgen, eine andere Gruppe setzte sich an der Siegessäule mit dem Triumphgebaren des jungen Kaiserreichs und dessen außenpolitischen Folgen auseinander, eine weitere Gruppe besuchte eine soziale Unterstützungseinrichtung für AIDS-Kranke, eine andere Gruppe untersuchte die Folgen des Over-Tourism für Berlin, während andere Schüler in Kreuzberg die Erscheinungsformen und soziale Bedeutung von Street Art erschlossen haben. 

Die „Goldelse“ auf der Siegessäule
Erkundung von Kreuzberg
Im Stasi-Untersuchungsgefängnis Hohenschönhausen

Straßenszene in Berlin

Üblicherweise findet am letzten Abend des Berlin-Projekts ein Kulturabend statt, an dem zuerst der gesamte Jahrgang gemeinsam in einem italienischen Restaurant essen geht, um anschließend unterschiedliche Theaterveranstaltungen nach Wahl zu besuchen. In diesem Jahr wurde, bedingt durch die Pandemie, auf den Besuch von Theaterveranstaltungen verzichtet, und stattdessen ein Kulturabend in Eigenregie veranstaltet. Statt des Restaurantbesuchs grillten die Lehrerinnen und Lehrer im Innenhof des Hotels im Berliner Stadtteil Wedding für die Jahrgangsstufe, und die Schülerinnen und Schüler bekamen dort ihre eigene Bühne, auf der sie vor dem gesamten Jahrgang Lieder vorgetragen, Quiz-Shows zum Thema der Fahrt veranstaltet sowie einen Poetry Slam auf beachtlichem Niveau veranstaltet haben.  

Neben dem Bildungsziel, das auch durch inhaltliche Vor- und Nachbereitung gewährleistet werden soll, stand insbesondere in diesem corona-geprägten Jahr im Mittelpunkt, die Gemeinschaft zu fördern und wieder gemeinsames Erleben zu ermöglichen. Dies ist auch deswegen gelungen, weil – teilweise für alle Beteiligten zeitweilig anstrengend – weitaus höhere Hygienemaßstäbe als rechtlich vorgesehen angewandt worden sind und beispielsweise eine tägliche CoV2-Testung aller Teilnehmenden erfolgte, was dann wiederum den Spielraum für die gemeinsame Programmgestaltung eröffnete.