Der Wattwurm – ohne ihn wäre das Watt nur ein trauriger Haufen!

So wohnt er!

Der Wattwurm lebt nicht nur an der Nordsee, sondern auch an der Ostsee, am Atlantik und am Mittelmeer. Doch ganz egal, welches Meer sein Zuhause ist: Er wohnt immer in einem U. Genauer gesagt in einer u-förmigen Röhre, die er sich in den sandigen Wattboden gräbt. In etwa 20 Zentimeter Tiefe liegt die waagerechte Röhre. Das ist die sogenannte Wohnröhre, hier macht er sich’s gemütlich. Die Innenwände hat er mit ein bisschen Schleim verklebt, damit sie nicht ständig zusammenstürzen.

So lebt er!

Seinen Kopf hat der Wattwurm vorne am senkrechten Gang abgelegt. Er hat einen Rüssel, den er ausstülpen kann. Mit dem nimmt er den Sand auf, der nach unten rieselt. Während der Wattwurm mümmelt, bildet sich oben, also am Ausgang der Röhre, ein kleines Loch. Das ist der sogenannte Fresstrichter. Aus dem Sand filtert der Wattwurm winzige Lebewesen. Zum Beispiel Bakterien oder Algen. Das ist seine Nahrung. Die ganze Zeit über macht der Wurm dabei kleine wellenartige Bewegungen. Dadurch fließt ständig Wasser durch die Röhre. So bleiben immer wieder neue Teilchen im Sand hängen und der Wattwurm hat gut zu tun.

So entstehen die Haufen!

Obwohl er bis zu 40 Zentimeter lang wird, kann auch der Wattwurm nicht unendlich viel Sand fressen. Nach 20 – 40 Minuten ist er voll. Und nun? Wohin damit? Der Wattwurm legt den Rückwärtsgang ein. Mit dem Schwanz voran kriecht er das hintere Rohr des Us hoch. Das nennen Experten Ausscheiderohr. Unter der Oberfläche angekommen, drückt der Wattwurm den Sand nach oben. Es entstehen die Spaghettihäufchen: die Wattwurmkacke.

Ganze 25 kg Sand produziert ein einziger Wattwurm in einem Jahr. Im Watt der Nordsee leben auf jedem Quadratmeter Wattboden ca. 40 Würmer.

Das hat einen gigantischen Effekt: Jährlich fressen Wattwürmer die oberen 20 Zentimeter des Nordseewatts und geben sie wieder ab. Eine Wohltat für das Watt: So durchlüften sie den Boden mit Sauerstoff , bauen abgestorbenes Pflanzenmaterial ab und schaffen so bessere Lebensbedingungen für alle Tiere im Watt.

Gefahren des Wattwurmlebens!

Jedes Mal, wenn der Wattwurm nach oben geht, um ein Sandhäufchen zu machen, bringt er sich in Lebensgefahr. Wattvögel wie Austernfischer, Alpenstrandläufer oder Knutts haben nämlich längst erkannt, was für Leckerbissen sich unter den Häufchen verbergen. Mit ihren langen, spitzen Schnäbeln stechen sie in die Röhre, wenn sie sehen, dass sich gerade ein neuer Spaghettihaufen bildet. Kriegen Sie den Wurm tatsächlich zu fassen, wird’s mit dem Festmahl dennoch meist nichts. Der Wattwurm kann nämlich sein dünnes Ende hinten in kleinen Stücken abstoßen. Das tut er, wenn er einen Schnabel spürt. Der Vogel bekommt dann lediglich ein, zwei Zentimeter ab, während sich der Hauptteil des Wattwurms ruckzuck wieder nach unten in Sicherheit bringt.

Vermehrung

Auch bei der Fortpflanzung ist der Wattwurm lieber vorsichtig. Zum Vollmond im Oktober verstreut das Männchen sein Sperma im Wasser. Erreicht das Sperma die Wohnröhre eines Weibchens, gibt dieses seine Eier ab, die im Wasser befruchtet werden.

Die Wattwurmeier behält das Weibchen so lange bei sich in der Röhrenbehausung, bis die Larven geschlüpft sind. Sie verbringen den Winter im Feinsubstrat des Watts. Erst ein Jahr später beginnen sie mit der Lebensplanung: Sie graben sich ihr erstes U.