Serie: gLAUbal – Laurentianum in der Welt

Clara T.: La Grande, Oregon (USA)

Acht aufregende Monate liegen hinter der Schülerin Clara Twehues. Acht Monate lang hatte sie mit Hilfe der Organisation AFS (American Field Service) in den USA verbracht, bis der Beginn der Corona-Pandemie den eigentlich ganzjährigen Auslandsaufenthalt abrupt beendet.

Sie muss wieder zurück in die Heimat, zurück nach Warendorf. Nun steht sie mit einem metaphorischen Rucksack voller Emotionen und einem wortwörtlichen Rucksack, aus dem eine amerikanische Flagge herauslugt, am menschenleeren Flughafen im Bundesstaat Oregon. Die Stimmung ist gespenstisch, unwirklich. Da tritt plötzlich ein Polizist an sie heran. Claras Herz schlägt schneller, hat sie etwas falsch gemacht? Doch der offensichtlich patriotische Polizist nimmt lediglich die amerikanische Flagge aus dem Rucksack, faltet sie fein säuberlich und gibt sie Clara mit einem tadelnden Blick zurück. Durchatmen.

Amerikanische Flaggen prägen auch das Bild bei Claras Ankunft. Nach zehn Stunden Flug, ihrem allerersten überhaupt, fühlt sie sich nach eigener Aussage zuerst „voller Adrenalin“, danach „wie in einem Hollywood-Film“: Neben den zahllosen Flaggen erblickt sie die typischen gelben Schulbusse, abends bei ihrer Gastfamilie gibt es Burger, alles erscheint eine Nummer größer als in der Heimat. Diese vermisst sie natürlich trotzdem, doch ihre ältere Gastschwester Sylvia hat ein feines Gespür, fährt extra zum Supermarkt und besorgt eine in den USA seltene Flasche mit Sprudelwasser, das Clara von zu Hause aus gewohnt ist. „Das war in dem Moment ein ganz besonderes Geschenk, das ich niemals vergessen werde“, erinnert sich die angehende Abiturientin gerührt.

Aber auch zu den anderen drei Gastschwestern hat Clara einen mehr als guten Draht: Mit der gleichaltrigen Gladys geht sie vor der Schule schwimmen und schaut bis spät in die Nacht Filme. „Gladys ist meine beste Freundin geworden und kommt mich nächsten Sommer besuchen“, freut sich Clara. Auch die Eltern legen sich ins Zeug. Sie haben zwar schon vier Mädels, aber trotzdem behandeln sie den Gast aus Deutschland, als wäre er das fünfte. Dementsprechend ist es für sie selbstverständlich, Clara zu einem Fußballspiel zu begleiten. Sieben (!) Stunden Hinfahrt, eine Übernachtung, sieben Stunden zurück. Und Clara zahlt diesen Einsatz mit Leistung zurück: Am Ende der Saison hat sie die meisten Tore ihrer High-School-Mannschaft geschossen.

Um diese und all die anderen wertvollen Erfahrungen nicht zu verlieren, geht die Laurentianerin auf Nummer sicher und führt Tagebuch. Jeden Tag. „Am Ende hatte ich 200 Seiten voll“, bilanziert sie. Beleg für unvergessliche acht Monate.