Happy Birthday – 50 Jahre „Neues Lau“

Vor 50 Jahren, im Winter 1974, feierte die Schulgemeinde des Laurentianum ihr erstes Weihnachtsfest im neuen Gebäude. Mit dem Schuljahr 1974/75 war die Schule mit Sack und Pack vom „Alten Lau“ an der Freckenhorster Straße ins „Neue Lau“ am heutigen Standort umgezogen und hatte es sich dort eingerichtet. Seitdem folgten bis heute 50 Jahre Lern-, Lebens- und Erinnerungsort für viele Schülergenerationen.

Spätestens seit Mitte der 50er Jahre hatte sich das „Alte Lau“ sowohl aufgrund des baulichen Zustands als auch aufgrund der räumlichen Verhältnisse als unzureichend für das wachsende Gymnasium mit seinem Aufbauzweig, dem späteren Augustin-Wibbelt-Gymnasium, erwiesen. Obwohl man versuchte, dem Raumbedarf durch Pavillions im Park vor der Schule Abhilfe zu schaffen und der Aufbauzweig zwischenzeitlich einen eigenen Schulbau bekam, gelang es nicht, die Situation zu verbessern. Dennoch dauerte es mehr als 20 Jahre bis endlich eine Lösung gefunden wurde. Allerdings anders als zuerst geplant nicht am bisherigen Schulstandort als Ersatz des Bestandsgebäudes, sondern auf dem damals am südwestlichen Stadtrand gelegenen Gelände an der heutigen Von-Ketteler-Straße als Teil eines noch zu entwickelnden Schulzentrums.

Das neue Gebäude wurde nach den Plänen des renommierten Architekten Prof. Dr. Harald Deilmann gebaut – in der damals modernen Sichtbetonbauweise mit klarem Grundraster und horizontalen Fensterbändern. Ein Gebäude, welches heute ein bedeutendes Zeugnis der damaligen Brutalismus-Architektur darstellt, damals aber auf starke Skepsis in der traditionsverhafteten Warendorfer Öffentlichkeit traf. Beispielhaft dafür steht Anton Aulkes Gedicht „Hier nisten keine Träume“, das dem neuen Gebäude eine viel zu sachliche Ausrichtung und fehlende schulische Romantik attestiert.

Dabei berücksichtigte der Bau neben aller architektonischer Moderne auch die damals modernen pädagogischen Strömungen und Ideen: zahlreiche zuvor nicht vorhandene Fach- und Sonderräume wurden eingerichtet: das PZ gleichzeitig als Treffpunkt und Zentrum der Schule, die Zweifachturnhalle oder die an die Sollgrößen der neu eingerichteten Oberstufe im Kurssystem angepassten Räume – viele dem Zeitgeist entsprechende Ideen und Vorstellungen fanden Berücksichtigung.

Kurz nach dem Umzug in das großzügig für ein dreizügiges Gymnasium geplante Gebäude holten die Probleme die Schule jedoch schon wieder ein: um den wachsenden Schülerzahlen Herr zu werden, musste das Raumangebot durch zusätzliche Pavillions auf dem Schulgelände ergänzt werden – insgesamt 6 doppelklassige Behelfsbauten wurden Ende der 70er Jahre aufgebaut. Dieses Provisorium wurde im Laufe der Jahre zur Normalität. Die Pavillions stehen – bis auf einen – bis heute. Auch die Sollzahlen für die Oberstufenkurse konnten nie wie geplant umgesetzt werden, so dass es in den eigens dafür geplanten Räumen häufig recht beengt zuging.

Erst der mit der Umstellung von G9 auf G8 ab 2005 und der Einführung des Ganztages ab 2009 verbundene höhere Raumbedarf führte dazu, dass das Hauptgebäude zu Beginn der 2010er-Jahre durch einen Anbau erweitert wurde. Trotzdem konnte auf die provisorischen Pavillions nicht verzichtet werden. Die Raumlage entspannte sich erst mit der Fusion mit dem AWG und der Übernahme des zweiten Schulgebäudes im Jahr 2019. Seitdem sind die Klassen 5 bis 10 im Hauptgebäude und die Oberstufe im ehemaligen AWG-Gebäude untergebracht.

Heute lernen und leben die Schülerinnen und Schüler in einem in die Jahre gekommenen Gebäude. Der anfänglichen Skepsis ist eine hohe Identifikation mit dem Schulgebäude gewichen – das PZ ist, wie ursprünglich erhofft, das Herz des Lern- und Lebensraums Laurentianum geworden. Als Gebäude aus einem anderen Jahrtausend erfüllt es nicht von sich aus die Anforderungen moderner Pädagogik, aber die dort arbeitenden Menschen füllen es mit ihren Ideen, ihrem gemeinsamen Geist mit Leben. Es ist und bleibt wie es immer war: das Gebäude ist am Ende „nur“ ein Gebäude, das Herz einer Schule machen die Menschen die dort arbeiten, lernen und leben aus.