Serie: gLAUbal – Laurentianum in der Welt

Alexander K.: Keine Zeit für Heimweh

„Nennen Sie ein beliebtes Ziel für Austauschjahre!“ Sollte Werner Schulze-Erdel beim „Familienduell“ seinen obligatorischen 100 Leuten diese Frage stellen – das Ergebnis würde eindeutig ausfallen. Amerika, Australien, dahinter wahrscheinlich schon mit etwas Abstand England, Frankreich, Spanien.

Als Alexander K., Schüler der Q2 des Gymnasium Laurentianum Warendorf, mit 17 Jahren plante, seiner Heimat für ein Jahr den Rücken zu kehren, folgten seine Überlegungen zunächst ebenfalls dem „Mainstream“, wie er es selbst ausdrückt: „Die USA standen tatsächlich auf Platz eins meiner Wunschliste.“

Doch direkt danach reizte ihn das Besondere, die Herausforderung: er gab „Taiwan“ an, den demokratischen Inselstaat östlich von China. Und der Rotary Jugenddienst Deutschland kam seinem Wunsch nach einer Herausforderung nach, die Vorbereitung in Form eines zweiwöchigen Chinesisch-Crash-Kurses konnten beginnen.
„Die ganze Zeit über war ich total euphorisch, ich konnte es kaum erwarten, bis es endlich losgeht“, erinnert sich Alex. „Als ich dann allerdings im Flugzeug saß, dachte ich: Was mache ich hier eigentlich gerade für einen Blödsinn?!“, lacht er.

Vor Ort lebte er sich jedoch schnell ein, die Bedenken verflogen so schnell, wie sie gekommen waren. Anfängliche Kommunikationsprobleme wurden durch Englisch und einen Translator überbrückt, außerdem vertiefte Alex seine Kenntnisse aus dem Crash-Kurs durch ein halbes Jahr Chinesisch-Unterricht. „Die Sprache zu sprechen ist gar nicht so schwer“, erklärt er. „Nur beim Schreiben wird’s echt kompliziert.“

Außerhalb seiner netten Gastfamilie knüpfte er vor allem zu den Ladenbesitzern in seiner Wohngegend gute Kontakte, während ein touristisches Highlight das andere jagte. „Immer, wenn ich dachte, ich hätte so langsam alles gesehen, kam Taiwan um die Ecke und sagte: Hier, ich habe noch etwas für dich.“ Das Neujahrsfest, zelebriert mit einem riesigen Feuerwerk und vielen anderen Austauschschüler*innen, hat sich Alex jedoch besonders ins Herz gebrannt.

Apropos Herz: gab es da kein Heimweh, allein am anderen Ende der Welt? „Eigentlich nicht“, überlegt Alex. „Ich habe höchstens hin und wieder unser Essen vermisst, aber das ging immer schnell vorbei.“ Dementsprechend verwundert das Fazit des angehenden Abiturienten nicht: „Ich würde diesen speziellen Austausch jedem empfehlen. Das war eine unglaubliche Erfahrung, die mich sehr geprägt hat und die mir niemand mehr nehmen kann.“